Kompass

Was ist der Unterschied zwischen Supervision und Coaching?

In diesem Impuls möchte ich mich der Gretchenfrage annehmen, was denn nun eigentlich der Unterschied zwischen Supervision und Coaching ist. Und ich weiß es schon jetzt: ich werde keine allgemein gültige und für alle zufriedenstellende Antwort geben können. In meiner 2,5jährigen Ausbildung zur „Akademischen Supervisorin und Coach“ haben wir uns immer wieder mit dieser Frage beschäftigt und schlussendlich musste jeder die für ihn richtige Antwort selbst finden.

Beginnen wir mit dem Supervisionsbegriff:

Supervision ist eine berufs-, arbeits- und arbeitsplatzbezogene Beratungsform, die explizit auf die realen täglichen Anforderungen und Anliegen eingeht. Gegenstand von Supervision ist die arbeitsbezogene Beziehung und Tätigkeit sowie deren Organisierung.

Supervision berät, bildet und begleitet.

Im konzeptuellen Mittelpunkt von Supervision steht die Mehrperspektivität, die Reflexion sowie ein prozessorientiertes Denken.

Die Literatur findet für Supervision klare Definitionen. Und wie sieht es mit dem Coachingbegriff aus?

Coaching wird da schon weniger präzise definiert. Es ist ein personenbezogenes Beratungsformat, dient der verbesserten Selbstreflexion, ermöglicht neue Handlungsstrategien, aktiviert Ressourcen, u.a.m. Coaching will den Einzelnen in die Lage versetzen, erfolgreicher zu arbeiten, zu führen, zu leben.

Es geht um die Schnittstelle Mensch und Organisation.

Beim Wort Coaching handelt es sich jedoch um einen entgrenzten Begriff: die sogenannten „Bindestrich-Coachings“ wie Life-Coaching, Business-Coaching, Eltern-Coaching, Rhetorik-Coaching,.. sind euch sicher allen bekannt.

Das heißt: Der Markt prägt den Coaching-Begriff, nicht das Konzept.

Seit dem Jahr 2000 boomt Coaching in Europa und wird – getrieben von den starken Veränderungen der Arbeitswelt – zur Metapher für eine positive Entwicklung.

Coaching fasziniert, denn es ist aufgeladen mit den Versprechen von Selbstverwirklichung, Erfolg, Dynamik, Selbsterkenntnis, gelingenden Beziehungen, Glück,… Alles ist möglich.

Eine Profilierung der Dachmarke Coaching findet bisher nicht statt. Es gibt bisher leider keine verbindlichen Wissensstandards oder geregelte Zugangswege. Die Berufsverbände der Supervisoren haben Coaching auch in ihren Qualitätsanspruch aufgenommen.

Und ich? Ich verwende den Coaching-Begriff pragmatisch. Der entgrenzte Begriff erfordert sowieso immer eine genaue Erwartungsklärung mit den Kunden sowie eine eigene Positionierung.

Meine zusammenfassende Meinung: Zwischen den Begriffen Supervision und Coaching liegt ein Branchenunterschied, aber kein substanzieller Beratungsunterschied. 

Es geht in beiden Fällen um Entwicklung, Reifung und Lernen.